Man sieht eine Frau im Vordergrund, die eine Tasse in der Hand hält und lächelt.

Rentenwelle: So halten Unternehmen ihre Fachkräfte länger

In den kommenden 15 Jahren gehen 12,9 Millionen Menschen in den Ruhestand. Ein großer Teil davon in Frührente. Der Mangel an Fachkräften wird sich dadurch noch verstärken. So können Unternehmen gegensteuern.

Das Wichtigste in Kürze

  • Rentenwelle: Die Babyboomer gehen in den kommenden Jahren in Rente und verstärken in vielen Unternehmen den Fachkräftemangel.
  • Frührente: Die Mehrheit der Neurentner geht verfrüht in den Ruhestand.
  • Strategien zur Mitarbeiterbindung: Finanzielle Anreize, flexible Arbeitsmodelle – Unternehmen können viel tun, um ältere Mitarbeiter länger zu halten.

Babyboomer gehen in Rente und verstärken Fachkräftemangel

In den nächsten 15 Jahren werden die geburtenstarken Jahrgänge, bekannt als die Babyboomer, in den Ruhestand treten. Diese Generation, die zwischen 1957 und 1969 geboren wurde, umfasst etwa 12,9 Millionen Menschen. Dies bedeutet, dass rund 30 Prozent der derzeitigen Erwerbstätigen dem Arbeitsmarkt plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Das wird den Fachkräftemangel in Deutschland noch einmal verstärken, denn schon heute haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, ihren Bedarf an ausgebildeten Mitarbeitern zu decken. Laut einer Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) konnten 45 Prozent der angebotenen Fachkräftestellen im ersten Halbjahr 2022 nicht besetzt werden. Besonders betroffen sind das Gesundheit- und Sozialwesen, die Bereiche Erziehung und Unterricht sowie das Baugewerbe.

Viele Menschen gehen früher in Rente

Die meisten Berufstätigen wünschen sich, vorzeitig in Rente zu gehen – und tun das auch. Den Angaben der Deutschen Rentenversicherung zufolge entschieden sich im Jahr 2022 43,5 Prozent der neuen Rentner für eine Frührente, während 35,2 Prozent regulär in Rente gingen. Dabei nutzten nicht nur Menschen, die besonders lange gearbeitet haben, den abschlagsfreien früheren Renteneintritt. 18,2 Prozent der Frührentner nahmen auch Abschläge ihrer Rente in Kauf, um eher den Ruhestand zu genießen. Für Unternehmen bedeutet das nicht nur ein Verlust der Mitarbeiter, die regulär in Altersrente gehen. Sie müssen auch die Beschäftigten im Blick haben, die ihre Mindestversicherungszeit in der Rentenversicherung erfüllt haben und dadurch früher in Rente gehen dürfen.

Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung: Rentner länger im Unternehmen halten

Aufgrund ihrer umfangreichen Berufserfahrung und tiefen Fachkenntnisse sind ältere Mitarbeiter für Unternehmen eine besonders wertvolle Ressource. Sie können komplexe Probleme oft schneller und effizienter lösen, tragen zum Wissenstransfer bei und fördern durch stabile Netzwerke und vertrauensvolle Kundenbeziehungen maßgeblich den Unternehmenserfolg. Um sie länger im Unternehmen zu halten und ihre wertvollen Erfahrungen und Kenntnisse zu nutzen, können Betriebe verschiedene Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung ergreifen, zum Beispiel mit verbesserten Arbeitsbedingungen. Das kann Anreize schaffen, auf einen früheren Renteneintritt zu verzichten und die letzten Jahre ihrer Karriere motiviert und produktiv zu gestalten:

Flexible Arbeitszeitmodelle

Flexible Arbeitszeitmodelle

Die Reduzierung der Arbeitszeit gibt älteren Mitarbeitern die Möglichkeit, ihren Arbeitsalltag individuell mit ihren persönlichen oder familiären Bedürfnissen abzustimmen. Auch körperlich kann es für ältere Beschäftigte entscheidend sein, wie viele Stunden sie täglich arbeiten müssen. Ebenso sind Heim- und Telearbeit Optionen, die ältere Menschen als erleichternd empfinden, weil dies besser zu ihren Lebensumständen passen.

Finanzielle Anreize

Finanzielle Anreize

Mit attraktiven finanziellen Vergütungen wie Gehaltserhöhungen, leistungsbezogenen Boni oder zusätzliche Beiträge zur Rentenvorsorge können ältere Mitarbeiter vor der Rente noch mal mehr Geld rausholen. Für viele Menschen ist das eine attraktive Option.

Stufenmodell oder Teilzeit-Ruhestand

Stufenmodell oder Teilzeit-Ruhestand

Arbeitsmodelle einführen, bei denen Mitarbeiter schrittweise in den Ruhestand gehen, indem sie zum Beispiel ihre Arbeitszeit nach und nach reduzieren. Unternehmen hilft das, deren Erfahrung länger im Betrieb zu halten, gleichzeitig können ältere Beschäftigte ihre Arbeitsbelastung verringern. Auch die Kombination aus Teilzeitarbeit und Rente bietet beiden Seiten viele Vorteile.

Arbeitsplatzgestaltung

Arbeitsplatzgestaltung

Der Einsatz moderner Techniken und Hilfsmittel kann älteren Mitarbeitern helfen, die Arbeitsprozesse zu vereinfachen und effizienter sowie komfortabler zu arbeiten. Die neuen Anwendungen sollten aber nicht überfordern, denn dann werden sie eher als Belastung empfunden. Ergonomische Arbeitsmöbel und -geräte sind für alle Menschen eine Erleichterung. Für Ältere noch viel mehr, um körperlichen Belastungen vorzubeugen und deren Gesundheit zu unterstützen.

Soziale Einbindung und Teambildung

Soziale Einbindung und Teambildung

Die Förderung eines inklusiven Arbeitsumfelds, in dem ältere Mitarbeiter aktiv in Teamprojekte und soziale Aktivitäten eingebunden sind, stärkt deren Gefühl der Zugehörigkeit und Wertschätzung. Programme zum Wissensaustausch zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitern unterstützen zusätzlich ein harmonisches und produktives Arbeitsumfeld.

Benefits für Mitarbeiter: Immer eine gute Idee

Es gibt zahlreiche Zusatzleistungen, die Arbeitgeber ihren Mitarbeitern anbieten können – und das nicht erst, wenn Beschäftigte über den Ruhestand nachdenken. Wer Mitarbeiter gewinnen und langfristig binden will, bringt ihnen mit Benefits viel Wertschätzung entgegen und bietet gute Argumente, wenn es um Arbeitsplatzentscheidungen geht. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Jobrad oder Firmenwagen gehören bei Beschäftigten zu den beliebtesten Benefits. Ebenso die betriebliche Altersvorsorge (bAV). Diese Leistung ist sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Mitarbeitern hochgeschätzt, denn sie ermöglicht eine bessere finanzielle Absicherung im Alter. In der Regel beteiligt sich der Arbeitgeber an der Betriebsrente oder finanziert sie ganz. Beschäftigte, die selbst Beiträge zahlen, erhalten steuerliche Vorteile. Ebenfalls für viele ein wesentliches Argument: Sie müssen sich beim Thema Altersvorsorge nicht um die Durchführung oder die Formalitäten kümmern. Das übernimmt alles der Arbeitgeber. Wie hoch die Zusatzrente ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Höhe der Beiträge oder Dauer der Ansparphase. Aber es kann sich lohnen: Einer Auswertung des Demografieportals der Bundesregierung zufolge erhalten Männer durchschnittlich eine Zusatzrente aus der bAV von 660 Euro und Frauen von 330 Euro im Monat.

Arbeiten trotz Ruhestand: Warum sich das lohnt

Trotz Rente weiterarbeitet, bietet sowohl für Unternehmen als auch für Beschäftigte zahlreiche Vorteile. Unternehmen profitieren vor allem, weil erfahrene Fachkräfte und ihr wertvolles Wissen länger im Unternehmen bleiben. Für Beschäftigte bringt die Weiterarbeit finanzielle Vorteile. Seit 2023 können Frührentner unbegrenzt hinzuverdienen, ohne dass ihre Rente gekürzt wird. Altersrentner können grundsätzlich beliebig viel hinzuverdienen. Zusätzlich können sie durch weitere Zahlungen an die Rentenversicherung ihre Rente jährlich erhöhen. Wer nach Erreichen der Regelaltersgrenze weiterarbeitet und auf die sofortige Rentenzahlung verzichtet, erhält einen monatlichen Zuschlag von 0,5 Prozent auf die zukünftige Rente. Bei einem Jahr Weiterarbeit ergibt sich daraus ein Zuschlag von insgesamt 6 Prozent. Zudem erhöht sich die Rente durch die fortlaufenden Beitragszahlungen weiter, was die finanzielle Sicherheit im Alter zusätzlich stärkt. Mit Mitarbeitern über die Vorteile eines verzögerten Renteneintritts zu sprechen, kann sich also für beide Seiten lohnen.

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