Zwei Männer stehen am Strand und schauen in die Ferne.

Herausforderungen für die Rente

Laut einer aktuellen Befragung ist das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland hoch. Dennoch wird es in den kommenden Jahren für das staatliche Rentensystem schwer, denn immer weniger Arbeitnehmer müssen die Rente von zunehmend mehr Rentnern finanzieren.

Das Wichtigste in Kürze

  • Finanzierungsprobleme: Zu viele Rentner, zu wenige Beitragszahler und eine höhere Lebenserwartung erschweren in Zukunft die Finanzierung der Renten.
  • Lösungsansätze: Höhere Beiträge, niedrigere Renten oder länger Arbeiten gehören zu den wichtigsten Szenarien, um die Rente finanzierbar zu halten.
  • Private Vorsorge zählt: Die gesetzliche Rente bleibt die Basis. Für mehr finanzielle Sicherheit sollte sie mit privaten Maßnahmen ergänzt werden.

Finanzierung der Rente

Die gesetzliche Rente in Deutschland wird über das Umlageverfahren finanziert. Das bedeutet, dass alle Berufstätigen mit ihren Beiträgen die Rentenauszahlungen der aktuellen Rentner und Rentnerinnen finanzieren. Allerdings hat die Deutsche Rentenversicherung bereits heute mehr Ausgaben als Einnahmen. Die Deutsche Rentenversicherung Bund schätzt, dass im Jahr 2024 rund 134 Milliarden Euro an Beitragseinnahmen zur Verfügung stehen. Demgegenüber werden voraussichtlich 158,3 Milliarden Euro für Renten und ähnliche Leistungen ausgezahlt. Hinzu kommen weitere Ausgaben wie Reha-Leistungen und Beiträge an die Krankenversicherung der Rentner. Um das Defizit auszugleichen, sind Zuschüsse vom Bund notwendig.

In Zukunft wird die Finanzierung der Renten über das Umlagesystem noch schwieriger sein. Die Hauptgründe dafür sind:

  1. Es gehen mehr Menschen in Rente, als in den Arbeitsmarkt nachrücken.
  2. Die Lebenserwartung steigt, was bedeutet, dass immer mehr Menschen länger Rentenzahlungen erhalten.

Zu viele Rentner, zu wenige Beitragszahler

Damit sich das Umlageverfahren der Rentenversicherung trägt, ist das Verhältnis von Beitragszahler zu Rentenbeziehern entscheidend. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. In den 1960er-Jahren kamen in Westdeutschland auf einen Rentner noch sechs Beitragszahler. Heute stehen einem Rentner nur zwei Beitragszahler gegenüber. Erstaunlicherweise ist die Anzahl der berufstätigen Menschen in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Allerdings ist die Zahl der Rentenempfänger noch stärker gewachsen.

Bis Mitte 2030 wird erwartet, dass sich das Verhältnis weiter verschlechtert. In den kommenden Jahren gehen die geburtenstarken Jahrgänge, die sogenannten Babyboomer, in Rente. Das sind Menschen, die zwischen 1957 und 1969 geboren wurden – rund 12,9 Millionen Menschen. Damit fallen rund 30 Prozent der dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Erwerbstätigen plötzlich weg. Jüngere Menschen werden dabei die ältere Generation zahlenmäßig nicht ersetzen können. Die geringen Geburtenraten der vergangenen Jahrzehnte führen dazu, dass weniger junge Leute in den Arbeitsmarkt nachrücken.

Höhere Lebenserwartung, länger Rente

Die Lebenserwartung der Menschen in Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Eine verbesserte medizinische Versorgung und ein gesundheitsbewusster Lebensstil tragen dazu bei, dass Menschen immer älter werden. Daher erhalten Rentner und Rentnerin heutzutage deutlich länger Rente als noch vor 50 Jahren: Laut Rentenatlas lag der durchschnittliche Rentenbezug bei Männern im Jahr 2022 bei 18,8 und bei Frauen bei 22,2 Jahren. Im Jahr 1972 haben Männer hingegen nur 10,5 und Frauen 13,2 Jahre Rente erhalten.

Obwohl die durchschnittliche Lebenserwartung aufgrund der Corona-Pandemie etwas zurückgegangen ist, wird erwartet, dass sie in den kommenden Jahren tendenziell wieder ansteigen wird. Mit zunehmendem Alter der Menschen steigt auch die Rentenbezugszeit, während die Beitragszeiten gleich bleiben. Für die Finanzierung der Renten kann dies in Zukunft eine erhebliche Herausforderung darstellen.

Lösungsansätze: Wie kann die Rente finanzierbar bleiben?

Um zu verhindern, dass die Einnahmen der Rentenversicherung künftig nicht ausreichen, gibt es verschiedene Strategien, die politisch immer wieder diskutiert werden. Diese sollen dazu beitragen, die gesetzliche Rente auch in Zukunft finanzierbar zu machen. Dazu gehören:

  • Steigende Rentenbeiträge: Eine Erhöhung der Beiträge zur Rentenversicherung könnte zusätzliche Einnahmen generieren und somit die finanzielle Stabilität des Rentensystems stärken. Derzeit liegt der Beitragssatz für die Rentenversicherung bei 18,6 Prozent, der jeweils zur Hälfte von Arbeitgeber und Arbeitnehmer gezahlt wird. Laut der aktuellen Rentenreform der Bundesregierung soll dieser bis 2027 stabil bleiben. Eine Erhöhung darüber hinaus wird für die kommenden Jahre erwartet. So prognostiziert die Bundesregierung eine Anpassung bis 2035 auf 22,3 Prozent. Ein Anstieg darüber hinaus soll das sogenannte neue Generationenkapital künftig abfedern.
  • Höheres Renteneintrittsalter: Die Anhebung des Renteneintrittsalters würde bedeuten, dass Menschen länger arbeiten und somit länger in das Rentensystem einzahlen, während sie später in den Ruhestand gehen. Die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters von 65 auf 67 Jahren sieht das aktuell bereits vor. Die jetzige Bundesregierung plant derzeit kein höheres Renteneintrittsalter darüber hinaus.
  • Absenken des Rentenniveaus: Eine Reduzierung des Rentenniveaus würde die Höhe der Rentenzahlungen senken, wodurch die Belastung der Rentenkassen verringert werden könnte. Aktuell liegt das Rentenniveau bei 48 Prozent. Das bedeutet, dass die durchschnittliche Rente etwa 48 Prozent des durchschnittlichen Arbeitseinkommens beträgt. Die aktuelle Bundesregierung möchte bis 2039 daran festhalten.
  • Höherer Bundeszuschuss: Eine Erhöhung der staatlichen Zuschüsse zur Rentenversicherung aus allgemeinen Steuermitteln könnte helfen, Finanzierungslücken zu schließen und die Renten zu sichern. Im Jahr 2022 wurden rund 109 Milliarden Euro an Bundeszuschüssen gezahlt. Ob diese in Zukunft noch mehr steigen, ist auch davon abhängig, wie sich das Rentenniveau und die Beiträge entwickeln werden.

Private Vorsorge bleibt wichtig

Der gesetzlichen Rentenversicherung stehen in den kommenden Jahren viele Herausforderungen entgegen. Selbst wenn die gesetzliche Rente auch in Zukunft die Basis der Altersvorsorge sein wird, bleibt eine private Vorsorge unverzichtbar. Denn die staatliche Rente deckt nur einen Teil dessen, was Menschen im Alter zum Leben brauchen. Maßnahmen wie die Riester- oder Rürup-Rente, private Rentenversicherungen, betriebliche Altersvorsorge oder Investitionen in Immobilien und Wertpapiere bieten Möglichkeiten, die gesetzliche Rente zu ergänzen. Um langfristig davon zu profitieren, sollte frühzeitig damit begonnen werden.

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