Ein Mann schaut nachdenklich auf seinen Schreibtisch und hält seine Brille in der Hand.

Was Sie hier erwartet:

  • Offene Stellen führen zu Umsatzeinbuße
  • Gründe für Personalmangel
  • Vakanzkosten vorbeugen

Vakanzkosten: So teuer sind unbesetzte Stellen

Fehlende Karriereaussichten, schlechte Work-Life-Balance: Es gibt viele Gründe, warum Mitarbeiter ein Unternehmen verlassen. Auch die Pflege eines Angehörigen kann Beschäftigte dazu zwingen, den Job aufzugeben. In allen Fällen kostet es Unternehmen viel Geld. Im Schnitt verlieren sie 29.000 Euro pro unbesetzte Stelle, so eine aktuelle Auswertung.

Umsatzeinbuße durch offene Stellen

Aktuell dauert es hierzulande durchschnittlich 149 Tage, bis eine offene Stelle in einem Unternehmen wieder neu besetzt wird (Stand September 2022, Bundesagentur für Arbeit). Damit ist die Zeit für die Besetzung von freien Stellen momentan auf dem höchsten Niveau. Der aktuelle Mangel an Fachkräften verschärft das Problem zusätzlich. Die Krux: Eine unbesetzte Stelle bedeutet für Unternehmen täglich hohe Kosten. Denn durch fehlendes Personal verliert ein Unternehmen jeden Tag Umsätze, die eine Arbeitskraft erwirtschaftet. Durchschnittlich sind das laut der Stellenbörse Stepstone 29.000 Euro pro offene Stelle.

Vakanzkosten variieren

Die Höhe der tatsächlichen Vakanzkosten kann allerdings variieren und ist abhängig von der Branche, der Stellung sowie der Vakanzzeit, also der Zeit, die ein Unternehmen braucht, um eine offene Stelle neu zu besetzen. So gehen laut Stepstone Unternehmen aus der IT-Branche bei 118 Vakanztagen rund 37.300 Euro pro unbesetzte Stelle verloren. Im Handwerk sind es bei 133 Vakanztagen rund 32.500 Euro und im Gesundheitswesen 37.700 Euro bei 142 Tagen. Zuletzt sind aber die Vakanztage in allen Branchen gestiegen, woraus sich aktuell noch höhere Umsatzeinbußen ergeben.

Kosten für Neueinstellung kommen hinzu

Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch und schaut auf einen Laptop. Die Wand im Hintergrund ist vollgeschrieben.

Ausbleibende Umsätze sind nicht die einzige finanzielle Folge, die Unternehmen für offene Stellen tragen müssen. Auch die Suche nach neuen Arbeitskräften, Recruitingmaßnahmen, Einarbeitungen und Weiterbildungen kosten Unternehmen Geld. Diese Kosten – von der Ausschreibung bis zur Neueinstellung – werden als Cost-per-hire bezeichnet. In Deutschland betragen diese durchschnittlich 10.000 Euro für die Neueinstellung einer Führungskraft, so eine Studie des Jobnetzwerks XING. In vielen Fällen gehen die Kosten sogar darüber hinaus.

Gründe für Personalmangel

Deutschland fehlt es an Spezialisten. Noch nie gab es so einen starken Fachkräftemangel wie aktuell. Aber auch Personal ohne Berufsabschluss fehlt. Insgesamt gibt es laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) derzeit knapp 2 Millionen offene Stellen. Besonders betroffen ist das Handwerk, die Gesundheit- und Pflegebranche, der Bereich Bildung und Soziales sowie akademische Berufe aus den Bereichen Medizin, Maschinen- und Fahrzeugbau, Elektrotechnik oder IT. Die Hauptursache für den Personalmangel ist der demografische Wandel. Aktuell gehen mehr Menschen in Rente als junge Menschen in den Arbeitsmarkt nachrücken. Es gibt also weniger erwerbstätige Menschen in Deutschland als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Aber auch unzureichende berufliche Qualifikationen tragen dazu bei, dass Stellen unbesetzt bleiben.

Pflege von Angehörigen als Grund für offene Stellen

Die Pflege von Angehörigen ist vermutlich ein Grund, der nur einen kleinen Anteil der offenen Stellen hierzulande ausmacht. Dennoch könnte er in Zukunft eine größere Rolle spielen. Denn gepflegt wird hier in Deutschland überwiegend in der Familie. Rund 4,8 Millionen Menschen übernehmen diese Aufgabe. Etwa 2,5 Millionen von ihnen sind berufstätig. Mit der Doppelbelastung kommt aber nicht jeder klar. Laut der HanseMerkur Pflegestudie ist sie für 27 Prozent der pflegenden Berufstätigen zu viel. Sie haben ihren Beruf aufgegeben oder teilweise reduziert.

Da der Anteil der Pflegebedürftigen in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigt, wird auch der Anteil der Beschäftigten zunehmen, die einen Angehörigen trotz Job pflegen. Unternehmen müssen sich also darauf einstellen, dass in Zukunft auch verstärkt Vakanzkosten aufgrund von privater Pflege entstehen können.

Pflege ist oft mir zusätzlichen Kosten verbunden, damit Pflegebedürftige gut betreut sind. Fehlt das Geld, springen Familienmitglieder ein, um für den Pflegebedürftigen da zu sein. Mit einer betrieblichen Pflegeversicherung können Unternehmen für finanzielle Unterstützung sorgen. Diese sichert den Beschäftigten ab – und wenn gewünscht, auch Familienmitglieder. Diese Bonusleistung kommt übrigens bei Beschäftigten gut an: Laut HanseMerkur Pflegestudie würden 93 Prozent der berufstätigen Deutschen es gut finden, wenn ihr Arbeitgeber eine betriebliche Pflegezusatzversicherung anbietet.

Hohe Vakanzkosten vorbeugen

Je schneller eine freie Stelle wieder besetzt wird, desto geringer sind die Kosten. Das kann zum Beispiel schon mit simplen Maßnahmen bei der Rekrutierung gelingen: 

  • Einfache Stellenausschreibung mit ansprechenden Formulierungen: Untersuchungen zeigen, dass sich Frauen nicht von Stellenanzeigen angesprochen fühlen, die männliche Stereotypen bedienen.
  • Bewerbungsprozess vereinfachen: Trotz Fachkräftemangel reagieren viele Arbeitgeber zu langsam auf Bewerbungen. Auch der Bewerbungsprozess selbst kann mit Telefoninterview, Assessment-Center und Vorstellungsgespräch sehr langwierig sein. Manche Bewerber können währenddessen abspringen, weil andere Unternehmen schneller reagieren.
  • Bewerbungen von Quereinsteigern berücksichtigen: Menschen, die sich beruflich neu orientieren möchten, sind meistens hoch motiviert und bringen neue Impulse mit. Darüber hinaus können Unternehmen so auch von branchenfremdem Know-how profitieren.

Ebenso ist eine gute Mitarbeiterbindung wichtig, um Vakanzzeiten zu verringern oder gar nicht erst entstehen lassen. Denn Beschäftigte, die sich mit ihrem Job und ihrem Arbeitgeber identifizieren können, denken seltener über einen Wechsel nach. Soziale Verantwortung, Nachhaltigkeit und Benefits gewinnen dabei immer mehr an Bedeutung, um Mitarbeiter zu binden.

Sie wünschen weitere Informationen, einen Vorschlag oder haben eine Frage? Sprechen Sie uns gerne an.

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