Was Sie hier erwartet:

  • Pflege kann jeden treffen und hängt nicht immer mit dem Alter zusammen
  • Leistungslücken in der gesetzlichen Pflegeversicherung
  • Belastung der Angehörige oft groß

Was Pflege für jeden Einzelnen bedeutet

Über die Pflege machen sich die wenigsten Menschen Gedanken. Das Risiko, selbst pflegebedürftig zu werden, wird von vielen gern verdrängt. Auch die Kosten, die mit Pflege einhergehen, werden unterschätzt beziehungsweise sind schlicht nicht bekannt. Fünf Fakten zu den Herausforderungen der Pflege und was sie für Pflegebedürftige und Angehörige bedeutet.

Pflege kann jeden treffen

In Deutschland gibt es derzeit 4,6 Millionen Menschen, die pflegebedürftig sind. Diese Zahl wird in den kommenden Jahren voraussichtlich stark ansteigen. Denn die Menschen werden immer älter und das erhöht die Wahrscheinlichkeit für Pflege: Während bei den 70- bis 74-Jährigen aktuell „nur“ rund acht Prozent pflegebedürftig sind, gibt es bei den über 90-Jährigen die höchste Pflegequote. 76 Prozent aller Menschen dieser Altersgruppe sind pflegebedürftig. Frauen scheinen häufiger betroffen als Männer: Jeder zweite Mann und drei von vier Frauen werden im Laufe ihres Lebens zum Pflegefall. Bei Ehepaaren wird es also mit großer Wahrscheinlichkeit mindestens eine Person betreffen.


Pflege ist keine Frage des Alters

Pflegebedürftigkeit kann bereits in jungen Jahren eintreten, zum Beispiel durch einen Autounfall oder einen Schlaganfall. 7,5 Prozent der Pflegebedürftigen sind unter 30 Jahre, jeder fünfte Pflegebedürftige ist unter 65 Jahren, also noch im erwerbsfähigen Alter.

Die gesetzliche Pflegeversicherung deckt nicht alle Kosten

Wer pflegebedürftig wird, kann Leistungen der Pflegeversicherung beantragen. Sie ist jedoch nur eine Basisabsicherung für den Pflegefall. Denn sie übernimmt nur einen Teil der tatsächlich anfallenden Pflegekosten und wird deshalb häufig auch als Teilkasko bezeichnet. Trotz gesetzlicher Pflegeversicherung entsteht so häufig eine finanzielle Lücke:

  • In der stationären Pflege liegt der Eigenanteil, den Pflegebedürftige für die Pflege im Heim übernehmen müssen, durchschnittlich bei 2.248 Euro. Je nach Bundesland kann die Zuzahlung auch höher oder geringer ausfallen. Am teuersten ist die Pflege in Heimen in Baden-Württemberg und im Saarland. Dort müssen Pflegebedürftige über  2.600 Euro im Monat selbst aufbringen.
  • Auch bei der Pflege zu Hause können mehr Kosten entstehen – vor allem wenn bei der ambulanten Pflege durch einen Pflegedienst mehr Leistungen benötigt werden als der Pflegegrad abdeckt. Hier ist der Eigenanteil abhängig vom Aufwand, der monatlich zusätzlich entsteht. Schätzungsweise liegt er zwischen wenigen hundert bis mehr als 2.200 Euro.

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Pflege kann zur existenzbedrohenden Belastung werden

Kosten, die die Pflegeversicherung nicht abdeckt, zahlen Pflegebedürftige selbst – aus ihrem Einkommen, zum Beispiel der Rente sowie ihrem Vermögen. Auch das Einkommen des Ehepartners muss für die Finanzierung der Pflegekosten verwendet werden. Ebenso das Eigenheim, wenn es selbst nicht mehr bewohnt wird. Kinder haften für die Pflegekosten ihrer Eltern hingegen erst, wenn sie jährlich ein Einkommen von mehr als 100.000 Euro brutto erzielen. Diese neue Regelung zum Elternunterhalt gilt seit 2020.

Reichen Einnahmen und Vermögen nicht aus, um den Eigenanteil für die Pflege zu bezahlen, springt der Staat ein. Pflegebedürftige können dann die sogenannte „Hilfe zur Pflege“ beim Sozialamt beantragen. Mehr als 300.000 Pflegebedürftige haben 2019 diese Form der Sozialhilfe bezogen, wobei zwei Drittel der Empfänger weiblich waren.

Menschen treffen kaum private Vorsorge

Obwohl mehr als jeder zweite damit rechnen kann, im Laufe seines Lebens pflegebedürftig zu werden, findet kaum eine private Vorsorge statt. Die Anzahl der privat abgeschlossenen Pflegezusatzversicherungen lag 2018 bei rund 2,74 Millionen. Ein möglicher Grund: Die Deutschen wissen zu wenig über die Pflege. Fast jeder Zweite glaubt, dass die gesetzliche Pflegeversicherung eine „Vollkaskoversicherung“ ist und die Kosten für die Pflege komplett abdeckt. Jeder Fünfte ist zudem der Meinung, dass der Eigenanteil für die Pflege monatlich höchstens 1.000 Euro beträgt.

Pflege fordert Angehörigen viel ab

Die meisten Menschen möchten bis ins hohe Alter in ihrem Zuhause bleiben. Im Pflegefall wollen sie auch lieber in den eigenen vier Wänden versorgt werden als im Heim. Für 80 Prozent der Pflegebedürftigen ist das hierzulande Realität. Sie werden zu Hause von ihren Lieben versorgt. Rund 2,5 Millionen Angehörige leisten diese wichtige Aufgabe, wie eine Analyse der BARMER Krankenkasse ergab.


Auch wenn viele diese Arbeit gern übernehmen, verlangt sie ihnen dennoch viel ab. Denn bei den meisten pflegenden Angehörigen bestimmt die Pflege das tägliche Leben. Bei der Hälfte sogar mehr als zwölf Stunden am Tag. Dieser hohe Zeitaufwand beeinflusst nicht selten deren Lebensqualität. Vor allem weil eigene Interessen, Pläne und Wünsche häufig dafür zurückgestellt werden. Aber auch andere Belastungen wie gesundheitliche und finanzielle Sorgen gehen mit der Pflege einher.


  • Körperliche und psychische Belastungen: Heben, Drehen, Stützen, Tragen oder Lagern – Pflege erfordert körperlich viel Kraft. Ein Großteil der Menschen, die privat pflegen, kennen gängige Pflegehandgriffe und -techniken jedoch nicht. Jeder Fünfte empfindet die Pflege als zu anstrengend. Viele pflegende Angehörige fühlen sich zudem seelisch stark belastet. Sie sind oft müde, fühlen sich mit der Pflegeaufgabe allein gelassen, leiden unter dem Beziehungsverlust oder haben Zukunft- und Existenzängste.
  • Verschlechterung der eigenen Gesundheit: Die hohe Belastung in der Pflege wirkt sich oft auf die geistige und körperliche Gesundheit von pflegenden Angehörigen aus. Sie werden öfters und stärker krank als Menschen, die nicht pflegen. Zu den häufigsten Problemen zählen Rücken- und Gelenkschmerzen, Schlafstörungen sowie Magen-, Darm- und Verdauungsprobleme. Weil vielen die Zeit fehlt, zum Arzt zu gehen, verschlechtert sich häufig deren Gesundheitszustand umso länger die Pflege dauert.
  • Finanzielle Belastung durch Verdienstausfall: Ein Drittel der pflegenden Angehörigen ist berufstätig. Jeder Vierte hat aber aufgrund der Doppelbelastung für eine gewisse Zeit seine Arbeit reduzieren oder ganz aufgeben müssen. Die Folge ist der Verlust des eigenen Einkommens und finanzielle Sorgen. Auch den Bruch im beruflichen Werdegang oder der Karriere erleben pflegende Angehörige gegebenenfalls.
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Finanzielle Hilfen und Unterstützung für pflegende Angehörige

Pflegende Angehörigen tragen eine große Last in der Pflege. Um so wichtiger ist es, noch in gesunden Tagen gemeinsam mit der Familie zu besprechen, wie die Pflege aussehen soll und was Angehörigen leisten können. Tritt der Pflegefall ein, ist es wichtig, alle Leistungen der Pflegeversicherung zu kennen und diese voll auszuschöpfen. Alle notwendigen Informationen dazu erhalten Pflegebedürftige und deren Angehörige bei einer kostenlosen Pflegeberatung ihrer Pflegekasse oder ihrer Pflegepflichtversicherung.

Auch eine private Pflegezusatzversicherung stellt weitere finanzielle Mittel zur Verfügung, die dafür verwendet werden können, die pflegende Ehefrau oder Tochter zu entlasten. Dazu gehören zum Beispiel Angebote der Tagespflege, die stundenweise Betreuung durch eine mobile Altenbetreuung oder einen Nachbarn sowie Einkaufs- und Haushaltshilfen.

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