Man sieht eine Frau, die am Schreibtisch sitzt und in die Ferne lächelt.

Rentenlücke kennen und berechnen – warum das wichtig ist

Laut einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung blicken viele Menschen in Deutschland pessimistisch oder unsicher auf die eigene Rente. Mehr als ein Drittel weiß zudem nicht, wie viel Geld sie im Alter haben werden. Diese Unsicherheit hat oft mit der sogenannten Rentenlücke zu tun – dem Geld, was in der Rente fehlt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gesetzliche Rente: Ist eine wichtige Einnahme im Alter, reicht aber nicht für den Lebensunterhalt aus
  • Rentenlücke: Wie viel Geld im Alter fehlt, kann jeder berechnen
  • Altersvorsorge: Privat vorsorgen ist unverzichtbar für einen entspannten finanziellen Lebensabend

Was ist die Rentenlücke?

Als Rentenlücke wird die Differenz zwischen dem letzten Nettogehalt vor dem Ruhestand und der voraussichtlich gesetzlichen Rente bezeichnet. Sie entsteht, weil die gesetzliche Rente nur einen Teil des bisherigen Einkommens abdeckt und Menschen dadurch im Ruhestand mit einer geringeren finanziellen Grundlage auskommen müssen als während ihrer Erwerbsjahre. Um ein realistisches Bild der eigenen Rentenlücke zu bekommen, sollten allerdings auch Zusatzeinnahmen aus privater oder betrieblicher Altersvorsorge sowie mögliche Kosteneinsparungen im Alter einbezogen werden. Diese können die Lücke schmälern.

Fakt ist aber: Mit der gesetzlichen Rente allein lässt sich der gewohnte Lebensstandard im Ruhestand nicht im selben Maß halten wie während der Erwerbstätigkeit. Darauf weist selbst die Rentenversicherung hin und empfiehlt zusätzliche Vorsorge.

Gründe für die Rentenlücke

Der Hauptgrund ist, dass die gesetzliche Rentenversicherung nur einen bestimmten Prozentsatz des vorhergehenden Einkommens auszahlt, maximal 50 Prozent. Dadurch entsteht automatisch ein Fehlbetrag. Zusätzlich gibt es weitere Faktoren, die dazu führen können, dass das Geld im Alter nicht reicht:

  • Erwerbsbiografie: Lücken während des Arbeitslebens, zum Beispiel durch Arbeitslosigkeit, lange Krankheit, Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen, können die Rentenansprüche mindern und zu einer geringeren Rente führen.
  • Steigende Lebenshaltungskosten: Während der Rentenbetrag festgelegt ist und sich nur wenig verändert, können die Lebenshaltungskosten weiter steigen.
  • Inflation: Rentenerhöhungen bleiben in der Regel hinter der Inflation zurück. Das heißt, über die Jahre verringert die Inflation die Kaufkraft der Rente.

Rentenlücke berechnen – auf diese Faktoren kommt es an

Die Rentenlücke ist bei jedem Menschen individuell verschieden und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Um die eigene Rentenlücke zu berechnen, sollten Sie deshalb zunächst die folgenden Fragen klären:

1. Wie viel Geld steht mir im Alter zur Verfügung?

Die gesetzliche Rente zählt zu den Einnahmen im Alter. Wie hoch Ihre Rente sein kann, erfahren Sie in der Renteninformation, die die Deutsche Rentenversicherung jedes Jahr mit der Post verschickt. In diesem Schreiben finden Sie die „Höhe Ihrer künftigen Altersrente“, basierend auf Ihrem bisherigen Einkommen. Der Betrag, der dort steht, ist Ihre voraussichtliche Rente. Diesen verwenden Sie für die Berechnung der Rentenlücke. Erwarten Sie noch weitere Rentenzahlungen zum Beispiel aus einer Riester-Rente oder einer betrieblichen Altersvorsorge? Dann prüfen Sie auch die Mitteilungen dieser Rentenversicherer und addieren Sie die Beträge zu Ihren Einnahmen dazu. Das gleiche gilt für die Lebensversicherung oder für Vermietungen aus Wohneigentum. Wichtig: Von allen Renten müssen Sie Steuern und Sozialversicherung zahlen, das schmälert Ihre Einnahmen.

2. Welche Ausgaben habe ich im Alter?

Wie viel Geld Sie als Rentner oder Rentnerin brauchen werden, ist heute schwer zu sagen. Wenn Sie Ihren Lebensstandard im Alter halten möchten, dann orientieren Sie sich am besten an Ihrem aktuellen Nettoeinkommen und den derzeitigen Ausgaben. Abziehen können Sie Kosten, die im Ruhestand wegfallen wie die Altersvorsorge oder Fahrtkosten. Auch Kredite, die bis dahin abgezahlt sind, können Sie von der Ausgabenliste streichen. Wer in den eigenen vier Wänden wohnt, muss keine Miete mehr einplanen, sondern nur noch Nebenkosten und Steuern. Anderseits können durch die Inflation aber auch die Preise für Nahrungsmittel, Energiekosten oder Freizeitaktivitäten steigen. Für alle, die nicht rechnen wollen, wird empfohlen, etwa 80 Prozent des aktuellen Nettoeinkommens als Untergrenze für den Finanzbedarf im Alter einzuplanen.

3. Wie lange brauche ich Geld im Alter?

Wer fürs Alter vorsorgen will, muss nicht nur wissen, wie groß die Rentenlücke ist, sondern auch, wie viele Jahre dieses Geld fehlt. Die gesetzliche Rente wird lebenslang gezahlt. Die zusätzliche Altersvorsorge, die die Rentenlücke ausgleicht, sollte das auch. Eine grobe Orientierung bietet die durchschnittliche Lebenserwartung für Neugeborene. Diese liegt laut Statistischem Bundesamt aktuell für Mädchen bei 83,2 und für Jungen bei 78,3 Jahren. Erfahrungsgemäß werden die Menschen aber immer älter. Deshalb sollte besser eine längere Lebenserwartung eingeplant werden.

So berechnen Sie die Rentenlücke

Vereinfacht können Sie Ihre Rentenlücke mit folgender Formel berechnen:

Rentenlücke = Finanzbedarf im Alter – erwartete Einnahmen im Alter

Beispielrechnung:

Das aktuelle Nettogehalt beträgt 2.600 Euro. Eine Auflistung der zu erwartenden Ausgaben im Alter ergibt 2.080 Euro, das entspricht 80 Prozent des Nettogehalts. Die Nettorente beträgt abzüglich von Steuern und Sozialversicherung 1.200 Euro. Zusätzlich gibt es noch eine weitere Einnahme aus einer Riester-Rente mit 132 Euro. Daraus ergibt sich eine Rentenlücke von 748 Euro.

Bei einer Lebenserwartung bis 85 Jahren und einer Rentenlücke von 748 Euro monatlich fehlen in Summe 161.568 Euro.

Rentenlücke schließen: Welche Möglichkeiten gibt es?

Die Rentenlücke lässt sich schließen – indem Sie privat vorsorgen und monatlich Geld zurücklegen. Auch die Deutsche Rentenversicherung empfiehlt die zusätzliche Absicherung. Zu den privaten Vorsorgemöglichkeiten gehören private Rentenversicherungen und staatlich geförderte Produkte wie die Riester- oder Rürup-Rente. Auch die betriebliche Altersvorsorge wird staatlich gefördert. Dabei handelt es sich um eine Zusatzrente, die der Arbeitgeber mitfinanziert und von vielen Unternehmen angeboten wird.

Zusätzlich bieten Kapitalanlagen wie Aktien, Investmentfonds und Immobilien langfristige Renditechancen, die zur Altersabsicherung beitragen können. Zudem besteht die Möglichkeit, auch im Ruhestand weiterzuarbeiten, zum Beispiel in einem Minijob oder in einer selbstständigen Tätigkeit und dadurch die Rentenlücke zu verkleinern.

Ab wann die Rentenlücke schließen?

Die Rentenlücke sollten Sie idealerweise so früh wie möglich in Angriff nehmen. Der beste Zeitpunkt, um mit der Altersvorsorge zu starten, ist zu Beginn des Berufslebens, wenn man über ein regelmäßiges Einkommen verfügt. Frühes Handeln hat mehrere Vorteile, zum Beispiel:

  • Niedrigere monatliche Beträge: Wer früh mit dem Sparen beginnt, kann durch längere Ansparzeiten auch mit geringeren monatlichen Beträgen eine ausreichende Altersvorsorge aufbauen.
  • Zinseszinseffekt: Je früher man in Altersvorsorgeprodukte wie private Rentenversicherungen oder Kapitalanlagen investiert, desto länger kann das Kapital durch den Zinseszinseffekt wachsen.

Auch wenn ein früher Start nicht möglich ist, lohnt es sich zu jedem Zeitpunkt die Altersvorsorge anzugehen. Selbst in der Lebensmitte oder kurz vor dem Ruhestand können gezielte Maßnahmen zur Schließung der Rentenlücke beitragen. Entscheidend ist, sich regelmäßig über den eigenen Vorsorgestand zu informieren und gegebenenfalls die Spar- und Anlagepläne anzupassen – auch im Hinblick auf die Entwicklung der Rente und der jährlichen Inflation. So kann eine frühzeitige und regelmäßige Beschäftigung mit der Altersvorsorge mehr finanzielle Sicherheit im Ruhestand ermöglichen.

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