Von Armut sind schon heute Millionen Rentner und Rentnerinnen betroffen. In Zukunft könnten es noch mehr werden. Wer besonders gefährdet ist und welche Maßnahmen helfen können.
Von Armut sind schon heute Millionen Rentner und Rentnerinnen betroffen. In Zukunft könnten es noch mehr werden. Wer besonders gefährdet ist und welche Maßnahmen helfen können.
Altersarmut bedeutet, dass ein Mensch im Alter nicht genügend Geld hat, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Von Armut bedroht gilt eine Person, der weniger als 60 Prozent des medianen Nettoeinkommens zur Verfügung steht, das sind aktuell 15.765 Euro im Jahr.
Laut Statistischem Bundesamt sind in Deutschland aktuell 14,7 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht. Menschen über 65 Jahren sind dabei am stärksten betroffen. So haben 20,3 Prozent der Frauen und 15,9 Prozent der Männer in der Generation 65 plus nicht genügend Geld zur Verfügung. Bei den Seniorinnen ab 75 Jahren nimmt die Quote mit 20,6 Prozent sogar noch etwas zu. Damit ist jede fünfte Frau und etwa jeder sechste Mann im Rentenalter von Armut betroffen. Die Armutsquote ist bei den älteren Menschen in Ostdeutschland im Übrigen deutlich geringer als in Westdeutschland: In Saarland ist das Armutsrisiko mit durchschnittlich 18,4 Prozent am höchsten und in Brandenburg mit 12,5 Prozent am niedrigsten.
Der Vorteil im Alter: Ältere Menschen kommen mit materiellen und sozialen Entbehrungen besser zurecht als jüngere Menschen. Urlaub, Ausgehen, auswärtiges Essen und Trinken vermissen etwa 3,5 Prozent der 65-Jährigen, während sich durchschnittlich 6,1 Prozent der Bevölkerung von solchen Entbehrungen betroffen fühlt.
Die Gründe dafür, dass Menschen in Altersarmut geraten, sind vielfältig:
Die Rente ersetzt im Alter den Verdienst aus dem Berufsleben – aber nur etwa die Hälfte dessen, was vorher verdient wurde. Das reicht vielen zum Leben nicht aus.
Viele Menschen arbeiten im Niedriglohnsektor, in befristeten Jobs oder Teilzeitarbeit. Dies führt zu geringeren Einzahlungen in die Rentenversicherung und damit zu niedrigeren Rentenansprüchen.
Ununterbrochene Erwerbsbiografien sind zunehmend seltener. Gründe dafür können Arbeitslosigkeit, längere Zeiten der Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen sowie Krankheit sein. Die Folge sind geringere Einzahlungen in die Rentenversicherung und somit eine niedrigere Rente.
Viele Menschen haben keine oder nur unzureichende private Altersvorsorge getroffen. Ein zu geringes Einkommen während des Berufslebens ist ein möglicher Grund dafür. Aber auch mangelndes Vertrauen in Finanzprodukte oder Unwissenheit über die Notwendigkeit einer zusätzlichen Vorsorge führt dazu, dass die Menschen nicht vorsorgen.
Steigende Lebenshaltungskosten und Inflation können dazu führen, dass die Rente nicht ausreicht, um die täglichen Ausgaben zu decken.
Frauen sind häufiger von Altersarmut betroffen als Männer, besonders Alleinstehende. Frauen werden nicht nur älter, sondern erhalten auch weniger Rente trotz Jahrzehnter langer Berufstätigkeit. Ein Grund dafür ist, dass Frauen nach wie vor in vielen Jobs schlechter bezahlt werden als Männer. Zusätzlich haben sie in ihren Berufsjahren häufiger längere Phasen, in denen sie nicht oder nur reduziert arbeiten, weil sie sich um die Kindererziehung kümmern oder einen nahen Angehörigen pflegen. Im Alter wird es für Frauen zudem schwieriger, wenn der Partner verstirbt. Frauen erhalten dann zwar eine Witwenrente, diese ist aber nicht so hoch wie das Auskommen, das beiden Partner zuvor zur Verfügung stand.
Altersarmut bereitet den Menschen nicht nur Geldsorgen. Sie hat viel tiefgreifendere Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen. Fehlt das Geld, gestalten sich Grundbedürfnisse wie eine ausgewogene Ernährung, eine gute medizinische Versorgung oder Kleidung als schwierig. Auch die Teilhabe am sozialen Leben ist eingeschränkt, weil sich Betroffene Freizeitaktivitäten, Reisen oder Unternehmungen mit Freunden nicht mehr leisten können. Das führt häufig zu sozialer Isolation und Einsamkeit. Auch der persönliche Rückzugsort – die Wohnung oder das Haus – sind von der Armut bedroht, wenn das Geld für die Miete, Reparaturen oder laufende Betriebskosten nicht ausreichen. All diese finanziellen Sorgen können zu psychischen Belastungen führen, die Depressionen, Angstzustände und andere mentale Gesundheitsprobleme begünstigen.
Zukunftsszenarien zeigen, dass das Risiko für Altersarmut in Deutschland mit der Zeit ansteigt. Es wird vermutet, dass bereits Mitte der 30er-Jahre 25 Prozent der Bevölkerung von Armut betroffen sein werden, besonders Menschen mit geringer Bildung, alleinstehende Frauen sowie Personen mit Migrationshintergrund und in Langzeitarbeitslosigkeit. Auch zukünftige Rentner und Rentnerinnen in Ostdeutschland werden aufgrund der schlechteren Einkommensverhältnisse ein erhöhtes Armutsrisiko haben.
Wer im Alter an Armut leidet, hat wenige Möglichkeiten, an der finanziellen Situation noch etwas zu verändern. Grundsätzlich sollten sich Betroffene zu sozialen Unterstützungsangeboten wie Grundsicherung oder Wohngeld beraten lassen. Zusätzlich helfen die Tafeln und soziale Kleiderkammern, Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen.
Menschen, die noch erwerbstätig sind, sollten sich über private Vorsorgemöglichkeiten informieren, die zu ihrer persönlichen finanziellen Situation passen. Eine Riester-Rente, vermögenswirksame Leistungen oder eine betriebliche Altersvorsorge durch den Arbeitgeber sind kleine Maßnahme, die sich im Laufe der Zeit summieren und zu einer Verbesserung der finanziellen Situation im Alter beitragen können.